Presseerklärung der Initiator:innen der WeAct-Petition #NotbremseJETZT, 22. Mai 2022 „Leider ist die Pandemie längst noch nicht vorbei“ #IfSGnachbessern: Kritische Winterwellenbilanz und Supportaufruf für die neue #WirWerdenLaut-Petition Vor einem halben Jahr haben wir uns mit unserem Offenen Brief warnend unter der Überschrift #NotbremseJETZT: Die Delta-Welle brechen und die Pandemie wirksam eindämmen! an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt und den Text als Petition auf der Campact-Plattform WeAct unter folgendem Link veröffentlicht: https://campact.org/notbremse Unser Brief hat in kurzer Zeit mit über 70.000 Unterschriften erfreulich viel Unterstützung erhalten. Noch im November haben wir ihn in Berlin der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken übergeben. (Fotos und Infos dazu: https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/11/30-action.html) #NotbremseJETZT und #OmikronNotruf – Politik schlägt Warnungen in den Wind Trotz anderslautender Versprechungen von Frau Esken bei der Übergabe in Berlin hat die Bundesregierung unsere Warnungen leider zurückgewiesen. Angesichts der sich verdüsternden Coronalage vor Weihnachten haben wir uns deshalb mit unserem Omikron-Notruf erneut zu Wort gemeldet (Pressemitteilung: https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/12/15.html). Dennoch wurden im Winter die beiden aufeinanderfolgenden Omikron-Wellen (zunächst getrieben von der Variante BA.1, dann von BA.2) kaum eingedämmt. Wochenlang waren täglich mehr als 200 Coronatote zu beklagen. Die offiziell gemessene 7-Tages-Inzidenz stieg bis auf einen Rekordwert von fast 1800 an, wobei von einer etwa ebenso großen Dunkelziffer von nicht erfassten Infektionsfällen auszugehen war. Obgleich die Impfquote unter Kindern immer noch niedrig geblieben und für die unter 5-jährigen weiterhin kein Impfstoff offiziell zugelassen ist, beschloss der Bundestag im März mit der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes ausgerechnet am Scheitelpunkt der sechsten Welle eine Streichung fast aller Corona-Schutzmaßnahmen. Die Regierung ließ damit einer Durchseuchung der Bevölkerung – auch der noch ungeimpften Kinder – freien Lauf. Wir hatten vor einer solchen Entwicklung in unserem Offenen Brief gewarnt und eine effektive Eindämmung der Corona-Pandemie eingefordert. Auch der Corona-Expert:innenrat der Bundesregierung sprach sich in seiner am 17. Februar veröffentlichten siebten Stellungnahme für einen besseren Schutz von Kindern vor Neuinfektionen aus (Zur Notwendigkeit einer prioritären Berücksichtigung des Kindeswohls in der Pandemie, https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/2006266/47d5893828bc9d1ab4d07ed41b7cb078/2022-02-17-siebte-stellungnahme-expertenrat-data.pdf?download=1) – vergebens. Sinkende Infektionszahlen, aber ein gefährlicher Daten-Blindflug ohne Corona-Schutzmaßnahmen Gegenwärtig erleben wir zwar nun endlich sinkende Neuinfektionszahlen, doch bewegen wir uns immer noch auf einem zu hohen Infektionsniveau, um auf Corona-Schutzmaßnahmen bereits auf so breiter Front zu verzichten, wie es die Bundesregierung und die Länder beschlossen haben. Denn derzeit wird noch immer eine 7-Tages-Inzidenz von über die 300 gemessen, wobei man aufgrund der sinkenden Testzahlen von einer mindestens zwei- bis vermutlich eher dreifach höheren realen Neuninfektionsrate ausgehen muss. Steckten sich also zum Höhepunkt der Omikron-BA.2-Welle rund drei Prozent der Bevölkerung wöchentlich neu mit dem Virus an, liegt die Quote momentan vermutlich immer noch bei fast einem Prozent pro Woche. LongCovid heißt der Elefant im Raum Dies alles ist besorgniserregend, weil sich inzwischen wissenschaftliche Erkenntnisse darüber verdichten, dass auch für dreifach Geimpfte ein keineswegs zu vernachlässigendes LongCovid-Risiko nach einer Infektion bestehen bleibt. So warnte Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité kürzlich davor, dass „mindestens 100.000 Menschen“ in Deutschland covidinfektionsbedingt vom chronischen Fatigue Syndrom (ME/CFS) betroffen sein dürften (https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/chronisch-muede-und-erschoepft-wie-gefaehrlich-ist-das-fatigue-syndrom-swr2-forum-2022-05-06-100.html). In seiner neuesten Stellungnahme weist der Expert:innenrat diese Woche darauf hin, dass sogar selbst nach einer "milden" Infektion etwa zehn Prozent der Betroffenen unter Post-COVID-Symptomen leiden. Er stellte darüber hinaus fest: "Auch Kinder und Jugendliche können von Long/Post-COVID betroffen sein." (https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975196/2040048/feffdcc21a9892def37df142e4feb9b6/9-stellungnahme-long-covid-data.pdf?download=1) #CovidIsNotOver: Trotz dreifachem Impfschutz bleibt Vorsicht angebracht Wir raten deshalb auch in diesem Sommer zur Vorsicht. Selbst wer geboostert, gesund und jünger ist, sollte besser versuchen, eine Corona-Infektion zu vermeiden. Beispielsweise sollte weiterhin in öffentlichen Innenräumen eine dicht sitzende FFP2- oder FFP3-Maske getragen werden. Älteren Menschen und Risikopatienten wird derzeit in unverantwortlicher Weise ein Gesundheitsrisiko zugemutet, das wir aber senken können, wenn wir beim Maskentragen solidarisch sind. Im Falle von Symptomen sollte jede:r weiterhin einen für Omikron geeigneten Schnelltest machen (Testempfehlungen: https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-diese-selbsttests-erkennen-omikron-zuverlaessig,T1SmGmT) und bei einem positiven Test eine ausreichende Isolationszeit einhalten. Um die Übertragung des Virus auf andere wirklich zu vermeiden, empfiehlt sich entgegen der kürzlich aufgeweichten Regierungsempfehlungen unverändert eine Isolationszeit von zwei Wochen, wobei frühestens nach sieben Tagen im Falle von Symptomfreiheit und einem (besser wiederholt) negativen Schnelltest eine Verkürzung vertretbar ist. Kontakte sollten dann aber bis zum Ende der 14-Tage-Frist reduziert bleiben und in Gegenwart anderer immer eine FFP2- oder FFP3-Maske getragen werden. Solidarischer Infektionsschutz statt bloße Appelle an die „Eigenverantwortung“ Wir sind überzeugt: Es ist ein Fehler, dass der Infektionsschutz in der jetzigen Lage weitgehend dem Einzelnen überlassen bleibt. Denn wirksamer Schutz vor Corona funktioniert nur solidarisch gut – hier braucht es Regeln für alle statt freundlicher Appelle an die „Eigenverantwortung“, um Menschen aus Risikogruppen nicht fortwährend einer hohen Gefahr auszusetzen. Unterstützt bitte die Petition #IfSGnachbessern! Aus diesem Grund bitten darum, eine aktuelle WeAct-Petition zu unterstützen, die vom Bundestag einen neuen Beschluss unter dem Titel #IfSGnachbessern, denn solidarischer Corona-Infektionsschutz bedeutet mehr Freiheit für alle! fordert. Sie wurde von der Schüler-Initiative #WirWerdenLaut zusammen mit anderen Unterstützergruppen gestartet – hier der Link: https://campact.org/Solidarischer-Infektionsschutz-jetzt Die Schüler:innen setzen sich darin für eine Nachbesserung des Infektionsschutzgesetzes ein, damit die Bundesländer Schutzmaßnahmen wie etwa die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen wieder situationsbedingt anwenden können. Denn es mangelt nicht nur an Regelungen für einen echten Basisschutz, der seinen Namen verdient. Es fehlt aktuell auch ein geeigneter Maßnahmenkatalog, mit dem die Länder neue Corona-Wellen eindämmen können. Derzeit warnt die europäische Gesundheitsbehörde ECDC vor Gefahren durch die Varianten BA.4 und BA.5 "in den kommenden Wochen und Monaten" (https://www.ecdc.europa.eu/en/news-events/epidemiological-update-sars-cov-2-omicron-sub-lineages-ba4-and-ba5). „Leben mit dem Virus“: Verantwortung statt Verdrängung Gerne hätten wir in unserem bilanzierenden Statement zu unserer Petition einen positiveren Ausblick gegeben. Leider ist die Pandemie längst noch nicht vorbei. „Leben mit dem Virus“ bedeutet für uns alle, uns einer neuen, durchaus etwas unbequemen Normalität zu stellen. Wir sollten uns verantwortungsbewusst verhalten, anstatt Gefahren zu verdrängen und damit unsere Gesundheit sowie die unserer Mitmenschen aufs Spiel zu setzen. Bleiben wir also weiter vorsichtig und verhalten uns solidarisch. Die Initiator:innen-Gruppe der WeAct-Petition #NotbremseJETZT: Cornelia Beeking, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Bruno Capra, Erzieher und Multiplikator für Kinderschutz Rechtsanwältin Nina Diercks MLitt, Datenschutz- und Arbeitsrecht Alexandra Freudenberg, Diplom-Ingenieurin und Schulelternbeirat Rechtsanwalt Thorsten Frühmark, Arbeitsrecht und Familienrecht, Ortsbürgermeister Dr. med. Marc Hanefeld, Hausarzt sowie Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmediziner Stefan Hemler, Studienrat Dr. Stefan Keppeler, Physiker Dr. med. Christian Kröner, Allgemeinmediziner und Internist, Notarzt Dirk Paessler, Unternehmer Thomas Pettinger, Business Development Gesundheits-IT Dr. med. Armin Philipp, Dermatologe Dr. med. Rainer Röver, Hausarzt und Notarzt Isabel Ruland, Pädagogin und Autorin sowie Schulpflegschaftsvorsitzende Dr. med. Nina Schoetzau, Kinderärztin Prof. Dr. Sebastian Seiffert, Chemiker und Scientist for Future Sava Stomporowski, Wirtschaftspädagogin Birgit Weber-Sabokat, Pharmareferentin und Multiplikatorin für Kinderschutz Dr. med. Cornelia Werner, Allgemeinmedizinerin