Gemeinsam fordern wir als neun Initiativen, die sich für eine Eindämmung der Pandemie einsetzen, sofortige Maßnahmen zum Schutz aller Kita- und Schulkinder vor einer Infektion mit SARS-CoV-2.
Konkret verlangen wir, als überwiegend von Elterngruppen getragene Initiativen, eine vierwöchige Phase des Distanzunterrichts mit Bedarfsbetreuung in Schulen sowie die Umstellung von Regel- auf Bedarfsbetreuung in den Kitas.
Zugleich erklären wir unsere Solidarität mit allen, die zuhause bleiben, um sich oder ihre Familien vor Infektionen zu schützen. Wir stärken Eltern, Lehrkräften und Erzieher:innen, die derzeit ein kompromissloses Festhalten am Präsenzbetrieb in Schulen und Kitas für unverantwortlich halten, ausdrücklich den Rücken.
Eine vierwöchige Pause im Präsenzbetrieb sollte dafür genutzt werden, sicheren Unterricht und sichere Kita-Betreuung in der Folgezeit vorzubereiten, z.B. mit einer Impfkampagne für Schulkinder sowie der Bereitstellung von FFP2-Masken in Schulen und Kitas.
Wir solidarisieren uns auch mit den Schüler:innen, die unter den Hashtags #NichtMitUns und #WirWerdenLaut besseren Infektions¬schutz einfordern und zurecht beklagen, dass ihre Belange im politischen Diskurs zu wenig Gehör finden. Den am 2. Februar veröffentlichten Offenen Brief der Schüler:innen unterstützen wir nachdrücklich und fordern zur Mitunterzeichnung unter folgendem Link auf:
change.org/p/frau-bundesministerin-stark-watzinger-wirwerdenlaut-schulen-in-der-fünften-welle
Gemeinsamer Aufruf der neun Initiativen an Eltern, Erzieher:innen und Lehrkräfte:
Nehmt Gesundheitsminister Lauterbach beim Wort und setzt euch aktiv für einen vierwöchigen Stopp des Präsenzbetriebes in Schulen und Kitas ein!
Corona scheint in Deutschland außer Kontrolle. Die bundesweite Inzidenz ist auf über 1.000 gestiegen und steigt immer weiter – wöchentlich infiziert sich inzwischen über ein Prozent der Bevölkerung neu. Bei den Kindern im Kita- und Schulalter werden örtlich Inzidenzwerte von mehreren Tausend erreicht. Vielerorts ist aufgrund der zahlreichen Krankheitsfälle unter Lehrkräften und Schüler:innen bzw. Erzieher:innen und Kita-Kindern ein geregelter Unterricht oder eine vernünftige Betreuung kaum mehr möglich. Dennoch sprach Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf der Pressekonferenz am 28. Januar davon, die Corona-Lage im Griff zu haben.
Lauterbach: „Die sichere Alternative wäre einfach, den Präsenzunterricht zu stoppen.“
Minister Lauterbachs Statements in der Bundespressekonferenz am 28.1. erscheinen uns insofern höchst widersprüchlich. Noch zwei Tage zuvor hatte er in einem Heute-Journal-Interview erklärt, dass er „eine Durchseuchung falsch“ finde, „bei Kindern wie bei Erwachsenen, auch bei Kindern haben wir Risiken“. In diesem Zusammenhang räumte er ein: „Die sichere Alternative wäre einfach, den Präsenzunterricht zu stoppen. […] Wenn wir die Fallzahlen insgesamt runterbekämen, würde sich das auch für die Kinder auszahlen.“ (https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/es-ist-wissenschaftlich-einfach-richtig-100.html)
Wir fordern Eltern wie Erzieher:innen und Lehrkräfte deshalb auf, Gesundheitsminister Lauterbach jetzt beim Wort zu nehmen. Eine Durchseuchung der größtenteils noch ungeimpften Schul- und Kitakinder ist falsch. Wir müssen dafür sorgen, dass der Präsenzunterricht gestoppt wird, bis wir die Fallzahlen insgesamt wieder herunterbekommen haben. Nach realistischen Schätzungen brauchen wir dafür eine vierwöchige Phase von bundesweitem Distanzunterricht und Bedarfsbetreuung in Kitas.
Auch Fachleute wie etwa Prof. Dr. Isabella Eckerle oder Dr. Jana Schroeder warnen davor, dass bei Kindern und Jugendliche trotz häufig mild verlaufender Akuterkrankung Post-Covid-Folgen vorkommen. Wer zulässt, dass sich Kinder und Jugendliche in großer Zahl infizieren, nimmt die Zunahme des Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS), von LongCovid und von chronischen Erkrankungen wie Diabetes Typ1 oder ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen billigend in Kauf. Prof. Dr. Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums in Österreich, weist darauf hin, dass keine der anderen bekannten Kinderkrankheiten eine annähernd so hohe Krankheitslast aufweist wie COVID-19.
Für eine vierwöchige Phase mit Distanzunterricht und Bedarfsbetreuung
Um die Einhaltung der Grundsätze des Infektionsschutzgesetzes auch für Kinder sicherzustellen und eine massenhafte Infektion mit SARS-CoV-2 zu vermeiden, fordern wir deshalb, dass die epidemische Lage nationaler Tragweite festgestellt wird und alle Bundesländer den Schulunterricht nun umgehend auf Distanzunterricht mit einer gut organisierten Bedarfsbetreuung umstellen. Auch Kitas sollten vom Regelbetrieb in die Bedarfsbetreuung wechseln.
Nötig ist dabei eine Abfederung für Kinder und Familien, die aufgrund ihrer persönlichen Bedingungen eine Unterstützung benötigen. Dazu gibt es verschiedene Konzepte, wie Schichtmodelle im Wechsel für jüngere Schulkinder oder aber Studyhalls für die größeren Schulkinder, die zu Hause keine guten Lernbedingungen haben. Eine psychosoziale Begleitung kann Sorge tragen, dass Kinder während des Distanzunterrichts nicht verloren gehen und nach ihrem Bedarf aufgefangen werden.
Liebe Eltern, Erzieher:innen und Lehrkräfte: Ihr seid nicht allein, wenn ihr euch und eure Kinder einem hohen Infektionsrisiko nicht aussetzen möchtet!
Alle Eltern, Erzieher:innen und Lehrkräfte sollten deshalb jetzt von ihren Landesregierungen die sofortige Umstellung des Schulunterrichts auf Distanzunterricht mit Bedarfsbetreuung sowie des Kitabetriebs auf Bedarfsbetreuung nachdrücklich einfordern. Denn wegen der bundesweit hohen Inzidenzen, die eine SARS-CoV-2-Infektion von Kindern in Schulen und Kitas immer wahrscheinlicher werden lassen, verletzt das Beharren der Landesregierungen auf Präsenzbetrieb unseres Erachtens nicht nur die Grundsätze des Infektionsschutzgesetzes, sondern steht auch im Widerspruch zum elterlichen Sorgerecht. Es kann keine Landesregierung von Eltern verlangen, die Infektion ihrer Kinder mit einem gesundheitsgefährdenden Virus, wie SARS-CoV-2, billigend in Kauf nehmen zu müssen.
Angesichts der hohen Infektionsgefahr solidarisieren wir uns mit allen Eltern, die sich entscheiden, ihre Kinder derzeit zu Hause zu behalten, statt sie in die Schulen und Kitas zu schicken. Wir solidarisieren uns ebenso mit allen Lehrer:innen und Erzieher:innen, die momentan aufgrund der hohen Infektionsgefahr nicht in die Schulen oder Kitas gehen.
Wir haben Verständnis, wenn Eltern, soweit es ihnen möglich ist, überlegen, ihre Kinder besser zu Hause zu behalten (vielerorts ist dies regulär möglich, indem man das Testen in der Schule nicht gestattet) und wir unterstützen es, wenn sie von ihrer Schule oder Kita vor Ort – gerne unter Berufung auf den Bundesgesundheitsminister – Distanzbeschulung bzw. Bedarfsbetreuung einfordern. Ebenso befürworten wir es, wenn möglichst viele Schulen nun Distanzunterricht anbieten und es Lehrkräften ermöglichen, im Homeoffice tätig zu sein. Aktuell sind bereits so viele Schüler:innen unbeschult zu Hause, aufgrund von Erkrankung oder Quarantäne, dass die Bereitstellung von Distanzbeschulung auch ein Gebot der Chancengleichheit für alle Schüler:innen in dieser Hochphase der fünften Welle ist.
Hausaufgaben für die Politik: Impfangebote forcieren, FFP2-Maskenangebot für alle Schüler:innen, Erzieher:innen und Lehrkräfte vorbereiten, Infektionsschutzmaßnahmen verbessern!
Eine vierwöchige Distanzunterrichtsphase mit Bedarfsbetreuung würde unseres Erachtens zur Abbremsung der Omikron-Welle beitragen und es Schüler:innen und ihren Familien sowie den Lehrkräften ermöglichen, sich vor einer Durchseuchung zu schützen. Diese Phase sollte genutzt werden, um Eltern von noch ungeimpften oder unvollständig geimpften Schüler:innen ein Impfangebot zu unterbreiten, verbunden mit einer intensiven Aufklärungskampagne.
Um den Präsenzbetrieb im Anschluss an diese Phase wieder sicherer zu ermöglichen, sind allen Schulen und Kitas nach Ende der vier Wochen ausreichende Mengen an FFP2-Masken für Schüler:innen, Erzieher:innen und Lehrkräfte bereitzustellen. Ferner ist die Ausstattung der Betreuungs- und Klassenräume mit Luftfiltern zu forcieren und die Einhaltung der RKI-Richtlinien/S3-Leitlinie für die Schulen ab März dauerhaft zu gewährleisten. Auch sollte das Infektionsgeschehen nach "Wiener Vorbild" mit PCR-Pooltests überwacht und mit einer effektiven Quarantäneregelung eingedämmt werden.
Diesen Aufruf haben folgende neun Initiativen aus dem #TeamWissenschaft gemeinsam verfasst: