Die Wirksamkeit mobiler Luftfilter als Coronaschutz ist wissenschaftlich belegt
Die Wirksamkeit mobiler Luftfilter als Coronaschutz ist wissenschaftlich belegt
Die Wirksamkeit mobiler Luftfilter als Coronaschutz ist wissenschaftlich belegt
Initiative #ProtectTheKids kritisiert fehlerhafte SZ- und Tagesschau-Texte über Raumluftreiniger in Schulen
21. Oktober 2022

Die Initiative #ProtectTheKids moniert einen am 11. Oktober 2022 erschienenen fehlerhaften Tagesschau-Online-Beitrag über mobile Luftfilter sowie einen parallel in der Süddeutschen Zeitung zum gleichen Thema veröffentlichten Artikel. Laut dem im Tagesschau-Investigativ-Ressort platzierten Text „Brummen auf hohem Niveau“ von Markus Grill und Christin Latniak (https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/luftfilter-schulen-corona-105.html) sei der Nutzen von Luftfiltern immer noch nicht ausreichend untersucht. Auch in dem SZ-Artikel „200 Millionen Euro für Luftfilter, Nutzen unklar“ von Markus Grill, Christin Latniak und Berit Uhlmann (https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-deutschland-luftfilter-schulen-1.5672654) wird diese Behauptung in den Raum gestellt, obwohl sie faktisch unzutreffend ist.

Warum erwähnen Tagesschau und Süddeutschen Zeitung nicht evidenzbasierte Ergebnisse aus Belgien/Niederlande und USA sowie aus Italien?

Was die in den beiden Artikeln aufgeworfene Frage nach „evidenzbasierten“ Nachweisen angeht, kritisiert die Initiative #ProtectTheKids, dass Markus Grill, Berit Uhlmann und Christin Latniak bisherige Erkenntnisse aus Vergleichsuntersuchungen nicht erwähnen, bei denen das Infektionsgeschehen in Schulen mit und ohne Verwendung mobiler Luftfilter untersucht worden ist. Zu nennen ist hier eine laufende Studie aus Belgien und den Niederlanden, in der 500 Schulen mit mobilen Luftfiltern ausgestattet worden sind und nun mit 500 Schulen ohne Luftfilter verglichen werden (https://www.aircleaningintheclassroom.eu/over). Zwischenergebnisse haben gezeigt, dass bislang durch den Luftfiltereinsatz eine Senkung des Infektionsrisikos um den Faktor 12 festgestellt werden konnte (https://www.brusselstimes.com/health/243591/air-purifiers-in-classrooms-greatly-reduces-risk-of-covid-19-infections-study-confirms).

Auch zeigte eine Vergleichsstudie mit Daten von 123 Elementarschulen aus dem US-Bundesstaat Georgia, über welche die Gesundheitsbehörde CDC 2021 berichtete, dass die 31 Schulen, in denen HEPA-Filter eingesetzt wurden, am stärksten die Infektionszahlen reduzieren konnten. Hier gelang eine Verringerung um 48 %, während Schulen, die sich allein auf intensive Fensterlüftung oder den Gebrauch von Fensterradiatoren beschränkten, die Infektionszahlen nur um 35 % reduzieren konnten, wenn man sie mit Schulen ohne besondere Belüftungs- und Luftreinigungsvorkehrungen vergleicht (https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/70/wr/mm7021e1.htm).

Ebenfalls evidenzbasiert liegen aktuelle Ergebnisse zur Untersuchung der Infektionshäufigkeit in Schulräumen mit und ohne mechanische Belüftung aus einer Studie in Italien vor. Zum Einsatz kamen hier festinstallierte mechanische Belüftungssysteme in 318 Schulräumen, die mit Schulräumen ohne mechanische Belüftung verglichen wurden. Die Studie stellte einen klaren Zusammenhang zwischen der Luftaustauschrate und der Infektionsrate in Schulen mit Raumlufttechnik fest. Bei hoher Luftaustauschrate (mindestens fünf Luftaustausche pro Stunde) senkt der Studie zufolge die mechanische Belüftung die Infektionszahlen um ganze 80 Prozent (https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/2207/2207.02678.pdf).

Mobile HEPA-Filter sind eine bewährte Luftreinigungstechnik, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen worden ist

Luftreinigungstechnik ist seit langer Zeit bewährt und wird deshalb u.a. auch im Krankenhausbereich und im Luftverkehr eingesetzt, in der Pandemie dazu beispielsweise auch in Amts-, Justiz-, Regierungs- und Parlamentsgebäuden von Bund und Ländern. Wissenschaftlich ist unstrittig, dass mobile HEPA-Filter die Raumluft effektiv reinigen und dabei virenhaltige Aerosole abscheiden können. Darüber hinaus wurden mobile Luftreiniger seit 2020 mehrfach auch in Studien hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bei den für den Corona-Virus maßgeblichen Aerosolen untersucht (vgl. die 2021 veröffentlichte US-amerikanische Review zu elf Raumluftreiniger-Studien:
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/01945998211022636).

Ebenso kamen Untersuchungen, bei denen der Wirkungsgrad von Raumluftreinigern unter Schulraumbedingungen gemessen wurden, zu positiven Ergebnissen (vgl. die Review des neuseeländischen Erziehungsministeriums über sieben Studien zu mobilen HEPA-Luftfiltern in Klassenräumen vom Juni 2022: https://temahau-live-storagestack-pv-assetstorages3bucket-4pgakoc5n3r5.s3.amazonaws.com/s3fs-public/2022-10/The%20Performance%20of%20Portable%20HEPA%20Air%20Cleaners%20in%20Naturally%20Ventilated%20Classrooms%20-%2013%20June.pdf?VersionId=uc0i2sdus9gzN1XB.6uIjYhbHI4uJPHw; Hinweise auf weitere relevante Studien finden sich auf unserer Webpage unter https://luftfilterjetzt.de/#protect-the-kids-imprint).

Aufgrund der klaren Erkenntnislage haben im Sommer 2021 führende deutsche Aerosolforscher in einem Positionspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Einsatz von mobilen HEPA-Filtern als Pandemieschutzmaßnahme in Schulen empfohlen - als eine von mehreren Möglichkeiten der mechanischen Verbesserung der Raumluftqualität (https://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/corona_infos/positionspapier_aerosole.pdf).

Bereits im vergangenen Jahr hat die Initiative #ProtectTheKids hierauf mit Blick auf einen von Markus Grill, Berit Uhlmann und Leonard Scharfenberg verfassten Beitrag der Süddeutschen Zeitung vom 14.10.2021 hingewiesen, der die Wirksamkeit von Luftfiltern in Zweifel zog (https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/luftfilter-schulen-christian-kaehler-hersteller-bundeswehr-trotec-1.5438397), gefolgt von einem ähnliche Inhalte in noch einmal in zugespitzter Form wiederholenden Beitrag von Markus Grill im Deutschlandfunk vom 25. Oktober 2021 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/blinder-aktionismus-die-last-mit-den-luftfiltern-im-100.html). In unserer Pressemitteilung vom 4.11.2021 haben wir bereits ausführlich begründet, warum Grills Argumentationsführung gegen mobile Luftfilter nicht stichhaltig ist (https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/11/4.html).

Tagesschau und SZ sollten sich als Qualitätsmedien nicht für fragwürdige Kampagnen-Journaille hergeben

Deshalb hat die Initiative #ProtectTheKids die Verantwortlichen der Sendung Tagesschau und der SZ nun aufgefordert, die am 11.10.2022 veröffentlichten Texte über Luftfilter aufgrund ihrer Fehlerhaftigkeit entweder zu korrigieren oder vom Netz zu nehmen. Die Mittelländische Zeitung aus der Schweiz berichtete darüber bereits am 12. Oktober (https://www.mittellaendische.ch/2022/10/12/sehr-wohl-gibt-es-evidenzbasierte-nachweise-f%C3%BCr-die-wirksamkeit-mobiler-luftfilter/#gsc.tab=0).

Anerkannte Qualitätsmedien, zu denen neben der Süddeutschen Zeitung insbesondere auch die Tagesschau zählt, sollten desinformierenden und möglicherweise politisch motivierten Inhalten keinen Raum zur Verfügung stellen. Vielmehr ist es ihre Aufgabe, objektiv, kritisch und wissenschaftsorientiert gerade bei einem wichtigen Public Health-Thema wie der Luftreinigung die Öffentlichkeit zu informieren und dabei auch sachgerecht zwischen den in der neuen S3-Leitlinie als Argumente gegen Luftfilter genannten Belangen wie Kosten, ökologische Effekte oder Stolpergefahren und auf der anderen Seite genanntem Nutzen wie dem Schutz der Gesundheit abzuwägen. Anders als dargestellt hat auch die neue S3-Leitlinie nicht den gesundheitlichen Nutzen der Luftfiltergeräte in Frage gestellt, denn dies wäre mit der oben skizzierten wissenschaftlichen Studienlage unvereinbar.

Zurückweisung der rufschädigenden Angriffe von Markus Grill

Wir möchten abschließend darauf hinweisen, dass unsere Initiative wie auch der Aersolforscher Prof. Dr. Christian Kähler von dem Journalisten Markus Grill nun schon seit fast einem Jahr auf seiner privaten Webseite öffentlich verunglimpft werden. Grills Behauptung, wir gehörten zu einer „Luftfilter-Lobby“, weisen wir als ehrenamtlich und unbezahlt tätige Initiative aus Eltern, Lehrkräften und anderen Unterstützer:innen nachdrücklich zurück. Wir halten es für einen bemerkenswerten Vorgang, dass ein im Investigativressort der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten WDR und NDR leitend angestellter Journalist sich auf seiner Webseite derartig äußert. Ausführlichere Stellungnahmen dazu haben wir vergangenes Jahr abgeben (Zu Grills Vorwürfen gegen Prof. Dr. Kähler in der SZ vgl. https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/10/21.html; unsere Stellungnahme zu Grills Entgleisungen auf seiner Webseite: https://luftfilterjetzt.de/presse/2021/11/06.html).

Markus Grill ist aufgrund der Verbreitung von zweifelhaften oder rufschädigenden Behauptungen bereits mehrfach in die Kritik geraten. Dies führt auch aktuell leider wieder zu journalistischen Fehlern, die eigentlich Tagesschau und Süddeutsche nicht verbreiten sollten. So zitiert der Tagesschau-Beitrag auch die Behauptung aus dem sächsischen Kultusministerium, die Wirksamkeit der Luftfilter sei Expertenanhörungen in der KMK zufolge nicht erwiesen. Tatsächlich hat der einzige damals von der KMK hierzu angehörte Aerosolexperte, Professor Kähler, in dieser Anhörung das Gegenteil erklärt und dies auch gegenüber dem Bildungsmagazin News4teachers richtiggestellt (https://www.news4teachers.de/2020/10/ich-teile-die-in-der-pressemitteilung-aufgefuehrte-meinung-nicht-wie-die-kmk-das-ergebnis-einer-expertenanhoerung-zu-luftfiltern-in-schulen-verzerrt/). Dennoch verbreiten Markus Grill und Christin Latniak in ihrem Tagesschau-Beitrag vom 11.10.2022 die falsche Behauptung nun erneut.

Abbildungsquelle: Wilfried Santer on Unsplash

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